Ein Blick hinter die Kulissen eines Hegerings
Die nachhaltige Jagd in Namibia
von Serena Bouwer am 17.07.2023
Vor Kurzem hatte ich die spannende Gelegenheit, einen längeren Aufenthalt auf einer der Jagdfarmen zu verbringen, die sich in unserem Portfolio befindet: Khomas #1
Dabei ergab sich die Möglichkeit, an einem Meeting des Hegerings teilzunehmen, dem diese Farm angehört.
Diese Erfahrung war äußerst faszinierend und hat mir einen tiefen Einblick in die Gedanken, Themen, Herausforderungen und Ziele der Farmer gewährt, die sich in diesem Hegering befinden.
Der Hegering umfasst die umliegenden Farmen südwestlich von Windhoek und verfolgt das gemeinsame Ziel, den Schutz der heimischen Wildtiere zu gewährleisten. In diesem Beitrag möchte ich meine Eindrücke von diesem Meeting teilen.
Seit Mitte der 90er Jahre besteht der Hegering mit mittlerweile 83.500 Hektar Gesamtfläche. Er hat 11 Mitgliedsfarmen, die diesem angehören. Jedes Mitglied zählt regelmäßig die Wildbestände auf seiner Farm. Die Daten werden erfasst und ausgewertet, um wertvolle Rückschlüsse für die nachhaltige Bejagung zu ziehen.
Die Teilnehmer tauschten sich intensiv über die aktuellen Wildbestände, -bewegungen sowie die Auswirkungen der Regensituation aus.
So kamen interessante Einblicke in den Wildbestand zur Sprache, z.B. die Auswirkungen der Trockenheit auf die Warzenschweine und der Tollwutausbruch bei den Kudus von vor ein paar Jahren. Die Bestände von diesen Wildarten haben besonders gelitten. Es wird noch Jahre dauern, bis sich die Population erholt, aber es wurden von den Farmern positiv hervorgehoben: langsam wächst der Bestand in der Region wieder – auf einigen Farmen mehr, bei anderen weniger.
Die Farmer freuen sich zudem besonders über das Wachstum der Eland-Population in ihrem Hegering. Bei den Springböcken wurde festgestellt, dass sie sich zunehmend in die Berge zurückziehen, obwohl sie normalerweise gerne auf offenen Flächen verweilen. Dies liegt zum Teil daran, dass sie immer stärker von neu entstehenden Siedlungen verdrängt werden und zum Teil an den grünen Grasflächen in den Tälern, die zu dieser Jahreszeit nur dort zu finden sind.
Herausforderungen und gemeinsame Maßnahmen gegen Wilderei
Das Meeting des Hegerings bot zudem eine wertvolle Plattform für die Diskussion und Umsetzung von gemeinsamen Maßnahmen gegen Wilderei. Wilderei ist ein ernsthaftes Problem, das zu erheblichen Verlusten von Wild und Vieh führt. Da staatliche Unterstützung nicht zu erwarten ist, liegt die Verantwortung für die Bekämpfung der Wilderei bei den einzelnen Farmern. Es ist jedoch nur möglich, effektive Maßnahmen zu ergreifen, wenn alle an einem Strang ziehen und sich gegenseitig bei dieser Herausforderung unterstützen.
Der Schutz der heimischen Wildtiere steht dabei im Fokus, da keine der Farmen eingezäunt ist und das Wild frei im Hegering umherziehen kann. Eine besonders wirkungsvolle Maßnahme, auf die im Meeting intensiv eingegangen wurde, ist der Einsatz von teuren Kameras mit Echtzeitübertragung. Diese Kameras werden entlang bekannter Wege, die von Wilderern genutzt werden installiert und ermöglichen eine effektive Überwachung. Allerdings müssen die Kosten für diese Kameras von den Farmern aus eigener Tasche finanziert werden. Hier wurde mir erneut deutlich gemacht, dass ohne Einnahmen eine Finanzierung der Kameras nicht möglich wäre. Die Einnahmen aus der Jagd ermöglichen es den Farmern, diese kostenintensive, aber effektive Maßnahme umzusetzen.
Es war beeindruckend zu sehen, wie die Farmer sich gemeinsam beteiligen und ihre Ressourcen für den Schutz der Wildtiere und deren Lebensräume einsetzen.
Soziales Engagement der Farmer und seine Bedeutung
Ein bemerkenswerter und oft übersehener Aspekt, der während des Meetings meine Aufmerksamkeit erregte, war das soziale Engagement der Farmer. Sie berichteten, dass sie regelmäßig Fleisch aus der Jagd an Bedürftige spenden und dabei individuelle Prioritäten setzen, um Projekte zu unterstützen, die ihnen persönlich wichtig sind: Ob es die Spende eines Zebras für ein Waisenhaus oder eines Hartebeests für Altersheime und Schulen war, die Farmer erhielten dankbare Briefe als Reaktion auf ihre Unterstützung. Diese Information kam erst auf aktiver Nachfrage und zeigte mir: Diese wertvollen Beiträge bleiben oft im Verborgenen, da jeder diese Informationen für sich behält.
Es hat mir verdeutlicht, dass diese positive Auswirkung der Jagd in Namibia in Europa oft übersehen wird. In Deutschland beispielsweise bleibt oft nur das Bild des erlegten Wildes präsent, was zu einer verzerrten Wahrnehmung über die Jagd in Namibia führt.
Die Tatsache, dass Mitarbeiter, ihre Familien, Gästebetriebe und bedürftige Personen von diesem Fleisch profitieren, alles verwertet wird und die Jagd im Allgemeinen eine wichtige Einkommensquelle und die schonendste Form der Landnutzung ist, bleibt für die breite Öffentlichkeit unbekannt.
Ich halte es für eine große Chance, die positiven Auswirkungen der selektiven Jagd in Europa klar und deutlich zu zeigen, um das Verständnis und die Wertschätzung für diese nachhaltige Praxis zu fördern.
Forschungskooperation: Gemeinsames Verständnis für Raubwildverhalten zur Förderung einer harmonischen Koexistenz
Ein Experte des Gepardenforschungsprojektes des Leibniz Instituts für Zoo- & Wildtierforschung wurde von den Farmern ebenfalls eingeladen, um mehr über das Verhalten von Raubwild, wie Geparden, Leoparden und Hyänen zu erfahren. Es ist ein langfristiges Projekt, von dem sowohl das Forschungsinstitut mit Ergebnissen profitiert, aber auch die Farmer, die wertvolle Einblicke in das Verhalten und die Bewegungsmuster auf den Farmen erfahren.
Die Farmer liefern Informationen (z.B. Wildkameraaufnahmen, Sichtungen) an das Forschungsinstitut und gleichzeitig werden diese von dem Forschungsinstitut, begleitet durch die Informationen und Erkenntnisse aus ihren eigenen Studien, ausgewertet. Die Farmer können die Informationen für sich nutzen, um Wild- und Viehschäden sowie den Konflikt zwischen Raubwild und Wild- bzw. Nutztieren zu minimieren, denn das Ziel ist nicht, das Raubwild, das häufig massive Schäden anrichtet, zu dezimieren, sondern vielmehr ein gemeinsames Leben miteinander zu fördern.
Zusammenarbeit für den Erhalt der Wildtiere und ihrer Lebensräume
Es hat mich freudig überrascht zu sehen, wie die Farmer im Hegering gemeinsam an Lösungen arbeiten und an einem Strang ziehen. Es herrscht kein Gegeneinander oder Wettbewerbsgedanke, sondern ein starkes, lösungsorientiertes Miteinander.
Warum hat mich diese Zusammenarbeit so fasziniert? Weil es nicht selbstverständlich ist: Es wäre doch einfach, wenn jeder nur auf sich selbst schauen würde und den großen Kudu, der sich gerade auf Farm XYZ befindet, für den eigenen Nutzen zu verwenden und sich an dem Geld aus der Trophäenjagd kurzfristig zu bereichern.
Doch stattdessen setzen die Farmer hier einen bewundernswerten Ansatz um: Sie pflegen und schützen ihr frei ziehendes Wild gemeinschaftlich, wodurch ein nachhaltiger Eingriff in die Population reguliert stattfindet und die natürlichen Lebensräume und Zuwege des Wildes erhalten bleiben.
Sie erfreuen sich zusammen an der wachsenden Population der Kudus und Elands, damit sie wieder dahin kommt, wo sie mal war. Für sie steht klar die Nachhaltigkeit im Vordergrund und auch das zeigt deutlich: das Wild hat einen Wert und eine nachhaltige Nutzung schützt sowohl die Art als auch die Lebensräume. Durch meine Teilnahme hatte ich einen ungefilterten Einblick.
Bedeutung des Zugangs zu Wildbeständen für Jäger
Auch hat mir dieses Meeting wieder mal gezeigt, wie hilfreich es wäre, wenn jeder Jäger, der sich für die Jagd auf frei ziehendes, heimisches Wild in Namibia interessiert, Zugang zu den Wildbeständen hat. Auf unserer Seite haben wir eine grafische Darstellung integriert, sodass jeder Jagdinteressierte sich ein Bild von den Wildbeständen machen kann. Natürlich ist es nur eine Schätzung und sie variiert in Abhängigkeit von Regen, Weide und weiteren Faktoren.
Dennoch kann so gewährleistet werden, dass die spezielle Art dort gejagt wird, wo die Wildbestände gesund sind und ein Eingriff sinnvoll ist. Manchmal handelt es sich nur um ein paar Kilometer. Die Farmer im Hegering verstehen, dass die Zusammenarbeit und der Austausch von Informationen von entscheidender Bedeutung sind, um nachhaltige Jagdpraktiken zu fördern. Durch die gemeinsame Diskussion über Wildbestände, Bewegungsmuster und andere Faktoren können sie effektive Entscheidungen für eine nachhaltige Nutzung treffen. Diese kooperative Herangehensweise ermöglicht es ihnen, ihre Ressourcen und Bemühungen zu bündeln und gemeinsam den Schutz der heimischen Wildtiere voranzutreiben.
FAZIT
Ein positives Beispiel für Naturschutz und Nachhaltigkeit
Fazit
Text: Serena Bouwer am 17.07.2023
TheEcoHunter – Nachhaltige Jagd in Namibia
Insgesamt hat das Meeting des Hegerings mir klar gezeigt, wie wichtig es ist, dass Landbesitzer – egal welchen wirtschaftlichen Schwerpunkt sie haben – und relevante Stakeholder, wie z.B. Forschungsinstitute, zusammenarbeiten, um die nachhaltige Nutzung des Wildes zu fördern und die Vielfalt und den Wert des Wildes zu erhalten. Durch ihre engagierte Zusammenarbeit und ihren gemeinsamen Fokus auf Nachhaltigkeit setzen sie ein positives Beispiel für den Naturschutz und zeigen, wie eine verantwortungsvolle Nutzung der natürlichen Ressourcen möglich ist.
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