Nachhaltige Jagd

In Namibia ist die nachhaltige Jagd ein wichtiger Teil der Wirtschaft und entscheidend für den Fortbestand vieler Arten.

Die Akteure: MEFT, NAPHA, Jagdfarmen, Konzessionen & die Jagdgäste

Das namibische Ministerium für Umwelt und Tourismus (MEFT), in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem NAPHA Jagdverband, ist für die Verwaltung der natürlichen Ressourcen des Landes zuständig. Dazu gehört auch die Festlegung von Vorschriften für die Jagd und die Sicherstellung, dass die Jagd auf nachhaltige Weise betrieben wird. Der Jagdsektor ist im MEFT angesiedelt. Das Ministerium fördert den Jagdtourismus um diesen Wirtschaftssektor zu stärken.

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Regeln und Vorschriften für eine nachhaltige Jagd

Die NAPHA ist der namibische Jagdverband, der die Interessen der namibischen Jagdindustrie vertritt. Die NAPHA arbeitet mit der Regierung zusammen, damit die Jagd auf nachhaltige Weise betrieben wird, und die Branche gut reguliert wird.

Die strengen Regeln und Vorschriften stellen sicher, dass die Jagd so ausgeübt wird, dass die Wildtiere und ihre Lebensräume nicht geschädigt werden.

Jäger & Jägerinnen, die nachhaltige und ethische Jagdmethoden anwenden, sind in Namibia besonders willkommen.

Das Ziel dieser Seite ist daher, dich über dieses komplexe Thema aufzuklären, mehr Transparenz zu schaffen, den Fokus auf die Nachhaltigkeit zu legen und dir somit die Entscheidung zu erleichtern, eine Jagdfarm zu wählen, die ihre Prioritäten und ihren Fokus auf die richtigen Werte setzt.

Checkliste

10 Schlüsselelemente für die Nachhaltigkeit bei der Jagd in Namibia

Nachhaltigkeit in der Jagd ist ein komplexes und vielschichtiges Thema. Es geht darum, durch solide Managementpraktiken gesunde Tierpopulationen aufrecht zu erhalten. Folgende Schlüsselelemente sind dabei entscheidend:

Jagdzeit

Die Trophäenjagd findet nur in den Monaten zwischen Februar und November statt. Tagsüber darf nur in der Zeit von 30 Minuten vor Sonnenaufgang bis 30 Minuten nach Sonnenuntergang gejagt werden.

Größe des Wildbestands

Hinterfrage, ob die Jagd in Gebieten mit gesunden, nachhaltigen Wildtierpopulationen stattfindet. Bejage nur Tiere, die Teil nachhaltiger Bestände sind.

Alter und Geschlecht
des Wildes

Bejage nur Tiere, die männlich sind und ihren “past prime” Status erreicht haben.

Jagdmethoden
nach Fair Chase

Die “Fair Chase” Jagdmethode besagt: Es sollte niemals mit Scheinwerfern, bei Nacht oder vom Fahrzeug aus gejagt werden. Es darf nur stehendes Wild gejagt werden.

Angemessene Trophäengebühr

Abschussgebühren können je nach Populationsgröße, Nachfrage und Lage der Jagdfarm variieren, daher gibt es meist eine Kostenspanne. Von “Sonderangeboten” oder besonders preiswerten Angeboten auf Tiere sollte Abstand genommen werden!

Ausgebildete Jagdführer

Jage nur mit Jagdführern, denn sie wissen, anhand welcher Kriterien Jagdtrophäen zu bewerten sind und welche selektiv bejagt werden dürfen.

NAPHA registierte Jagdfarm

Achte darauf, dass die Jagdfarm Mitglied des namibischen Berufsjagdverbandes ist.

Heimisches
Wild

Auch in Namibia haben unterschiedliche Tiere unterschiedliche Lebensräume. Diese sind abhängig von Vegetation und weiteren Faktoren. Hier findest Informationen, wo welches Wild heimisch ist. Die Tiere, die du bejagst, sollen in dem jeweiligen Gebiet heimisch sein.

Einbindung der Gemeinden

Professionelle Jagdfarmen bieten Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung. Erlegte Tiere werden vollständig verwertet – so versorgt das Fleisch des von dir erlegten Tieres nicht nur die Angestellten sondern auch ihre Familien.

Auf diese Weise soll auch Wilderei verhindert werden, denn wird der lokalen Bevölkerung ein Anreiz geboten, Wildtiere zu schützen, da sie davon profitieren.

Uneingezäuntes
Wild

Uneingezäunte, bzw. lediglich viehsicher eingezäunte Jagdfarmen garantieren, dass das Wild frei ziehen kann und dadurch der Genpool erhalten bleibt.

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Was ist eigentlich mit einer "reifen" Trophäe gemeint?

Der Begriff "past prime" und seine Bedeutung für die Nachhaltigkeit

“Past prime” bedeutet, dass Jäger:innen ausschließlich ältere Tiere aus der Population entfernen, die ihre produktive Zeit bereits hinter sich haben. Mit der selektiven Bejagung von Tieren im “past prime”-Status, haben die verbleibenden Tiere die besten Überlebenschancen: Durch die Entnahme älterer Tiere können die jungen Tiere heranwachsen und zum Populationserhalt beitragen.

Auf dieser Seite ist eine Übersicht von Merkmalen zusammengestellt, an denen du erkennen kannst, wann es sich um ein besonders altes Individuum handelt.

WeißeR Blessbock, WeisseR spingbock, goldenes Gnu

Entspricht genetisch gezüchtetes Wild der nachhaltigen Jagd?

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Nein.

Ob goldenes Gnu, weißer Blessbock, weißer Springbock & co. – bei dieser unnatürlichen Manipulation exotisch gezüchteter Wildtiere geht es lediglich um Profit und nicht um Naturschutz. Diese nicht natürlich vorkommenden Varianten werden – insbesondere von Jäger:innen im Nachbarland Südafrika – hoch geschätzt. Sie werden eingekauft, ausgesetzt und zu einem hohen Preis zum Abschuss freigegeben. Eine exotische Zucht trägt nicht zur Population bei, weil es sich hierbei um eine nicht reproduktionsfähige Mutation handelt.

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Ist der Begriff Trophäenjagd für Namibia überhaupt zeitgemäß?

"Selective Hunting" anstelle von "Trophäenjagd"

NAPHA plädiert dafür, dass der Begriff Trophäenjagd in Namibia umbenannt werden sollte in “Selective Hunting”. Dieser Begriff bringt am Besten das Streben des Staates zum Ausdruck, die Jagd als maßgebliches und nachhaltiges Instrument für den Naturschutz in Namibia zu etablieren. Das Wort Trophäenjagd steht in der Kritik, denn es stellt einzig die Größe der Trophäe in den Vordergrund und vernachlässigt dabei den Anspruch an Aspekte der Nachhaltigkeit. Wenn Tiere bejagt werden, die in ihrer zeugungsfähigsten Hauptlebensphase oder sogar noch jünger sind, hat dies nämlich schwerwiegende Folgen für den Genpool der bejagten Tierart. Daher wurde vom NAPHA ein “altersbezogenes Messsystem” eingeführt mit dem Ziel, Anreize für die Jagd auf wirklich alte Tiere zu schaffen, die ihre Blütezeit hinter sich haben. Der namibische Berufsjagdverband hat Jagdstandards festgelegt, was als “reife” Trophäe gilt.  Als Anreiz zeichnet die NAPHA Jäger:innen und Jagdfarmen für besonders reife Trophäen aus. Als Grundlage für die Beurteilung, ob ein Tier den “past prime” Status erreicht hat, dient das “age related measurement system”.

Heimisches Wild im “past prime” Status

Welches Wild darf in Namibia nachhaltig bejagt werden?

Bei der Jagd wird ein guter Jagdführer die Auswahl für eine altes Tier treffen. Hierbei berücksichtigt der Jagdführer, der den Wildtierbestand der entsprechenden Jagdfarm kennt, welche Populationskontrolle tatsächlich nötig ist und welche Spezies so zum Abschuss überhaupt in Frage kommt.

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Vor einigen Jahren gab es beispielsweise den Ausbruch von Tollwut, was dazu führte, dass die Kudupopulation massiv eingebrochen ist. Dies hat Nachwehen, auch heute noch, denn es gibt aktuell kaum Kudu-Bullen, die den entsprechenden Reifegrad “past prime” erreicht haben. In einigen Gebieten müssen sich Jäger:innen daher gedulden, bis sich die Population wieder erholt hat und es ethisch vertretbar ist, durch selektive Bejagung Eingriffe in die Population vorzunehmen.

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Ein anderes Beispiel ist der massive Einbruch in der Wildschweinpopulation zur großen Dürre im Jahr 2019. Auch hier braucht es wieder ein paar Jahre, bis die Warzenschweinpopulation sich wieder erholt.

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Was möchte Namibia mit dem "age related measurement system", dem altersbezogenem Messsystem für Trophäen erreichen?

Das Ziel: Natürlichen Ressourcen für künftige Generationen erhalten

Das vom Ministry of Environment and Tourism & NAPHA initiierte “age related measurement system” hat folgende Ziele:

  1. der Jagd auf unreife Tiere entgegen zu wirken
  2. genetische Nachhaltigkeit zu schaffen
  3. aufzuzeigen, dass nachhaltige Jagd einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leistet
  4. Statt “die längsten: die ältesten” – die Individuen durch das Qualitätsmerkmal “Alterung” mehr wertzuschätzen und bei der Jagd das Erreichen des “past prime” Status zu  erstreben. Darüber hinaus wird die Bedeutung der oft abgetragenen jagdlichen Erinnerungsstücke an besonders alte Tiere durch das Anreizsystem verstärkt.

Dennoch muss hinzugefügt werden, dass das “age related measurement system” nicht als alleinige Lösung ausreicht. Gleichzeitig gibt es bei vielen Wildtieren bereits eine verantwortungsbewusste, nachhaltige Quotenregelung.

Put & Take ist keine nachhaltige Jagd

Was bedeutet eigentlich "put & take"?

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Bei der Auswahl einer Jagdfarm solltest du darauf achten, dass kein “put & take” praktiziert wird. “Put & take” bedeutet, dass Tiere gezüchtet werden, um sie in einem wildsicher eingezäunten Gebiet zum Abschuss freizugeben. Dies hat nichts mit einem nachhaltigen Wildtiermanagement zu tun.

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Zaun ist nicht gleich Gatter.
Vielleicht begegnest du auf deiner Jagd mal dem ein oder anderem Zaun  und denkst – “Gatterjagd? Das ist doch unethisch!”

Der in diesem Bild gezeigte “viehsichere” Zaun ist nicht wildsicher, d.h. das Wild kann sich immer noch frei bewegen. Er hält lediglich Rinder und Pferde in einem bestimmten Gebiet und dient zum Weidemanagement. Das Wild springt entweder grazil über den niedrigen Zaun oder kriecht unter den von den Farmern gemachten Wilddurchgängen hindurch.

Daher ist es wichtig zu wissen, dass es sich bei diesem “viehsicheren” Zaun nicht um einen wildsicheren Zaun handelt, sprich um eine Gatterjagd.

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Warum hat die Trophäenjagd so einen schlechten Ruf?

Die Folgen unregulierter, nicht nachhaltiger Jagd

Die Folgen von unregulierter, nicht nachhaltiger Jagd sind nicht nur für das schlechte Image der Jagd verantwortlich, sondern – und das ist noch viel schlimmer – fatal für den Wildbestand.

Trophäengegner kritisieren, dass bei der Trophäenjagd

  • die größten und stärksten Tiere ausgewählt werden, die besonders wichtig für die Weitergabe ihres Genpools an die Folgegenerationen sind
  • ein Ungleichgewicht in der Verteilung von Geschlecht und Alter entsteht, wodurch zusätzlich die Reproduktion der Spezies erschwert wird

Diese Argumente werden durch eine regulierte und selektive Bejagung von besonders alten Tieren, die ihre Rolle für den Genpool bereits erfüllt haben, entkräftet.

Nachhaltigkeit

Aufgepasst bei...

Angeboten auf Tiere

Um Jagdgäste zu locken, werden häufig Angebote - ja fast schon Ramschpreise - auf Tiere unterbreitet. Sicherlich kann eine Jagdfarm auf seinen Service oder auf die Unterkunft Rabatte geben, aber muss es wirklich sein, dass der Wert des Tieres herabgesetzt wird? Denn genau darum geht es doch bei der nachhaltigen Jagd: den Wert des Tieres. Was ein angemessener Preis ist, siehst du auf der Übersichtsseite der Wildarten.

Abschussversprechen

Wenn eine Jagdfarm dir ein Abschussversprechen gibt, solltest du die Ohren spitzen. Sofern das Wild frei zieht, sollte eine Garantie nicht möglich sein. Es sei denn, die Jagdfarm hat ihr Wild eingekauft und gegattert.

Erlegerbilder auf Sozialen Medien

Aktion provoziert Reaktion. Namibia kann sich keinen Widerstand gegen die Jagd leisten, denn es ist von einer verantwortungsvollen Jagd abhängig, da die Erhaltung von einer nachhaltige Nutzung abhängt. Bitte gehe sensibel mit den Bildern deiner Jagderfahrung um.

NOCH FRAGEN?

Dieser Jagdratgeber soll dir dabei helfen, die richtige Entscheidung für deine Jagdreise zu treffen. Du brauchst dafür noch mehr Informationen?